Thomas Müller Komponist und Dirigent für zeitgenössische Musik
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Alfred Thomas Müller, geboren am 12. Januar 1939 in Leipzig, studierte 1957-61 an 8der Hochschule für Musik „Carl-Maria-von-Weber“ in Dresden Klavier (b.Elfriede Clemen) Dirigieren (b,Prof.Ernst Hintze) und Komposition (b.Johannes Paul Thilman) 1962-65 war Müller Solorepetitor an der Deutschen Staatsoper Berlin (Lindenoper). Weitere Engagements aIs Studienleiter und Kapellmeister führten Müller an die Theater in Halberstadt, Stralsund, Lutherstadt Wittenberg, später nach Halle und Lutherstadt Eisleben. 1975-78 war Müller Meisterschüler für Komposition an der Akademie der Künste Berlin (bei Gerhard Wohlgemuth). In diesen Jahren öffnete er sich u.a.der seriellen Kompositions-technik, entdeckte aber dabei für sich neue Perspektiven musikalischen Denkens. 1980-82 war er musikalischer Leiter der Schauspielmusik am Thalia-Theater in Halle. Hier arbeitete er von 1982-88 als freischaffender Komponist und Pianist. Nebenberuflich unterrichtete Müller, von 1978-89 an der Komponistenklasse für Kinder- und Jugendliche des damaligen Bezirkes Halle. Von 1989-2004 leitete er das Ensemble Konfrontation Halle und eine Konzertreihe 'NEUE MUSIK' beim Philharmonischen Staatsorchester Halle. In Halle entstanden seine Orchesterkompositionen 'FLARES' (1980), 'PICTURE' (1983/84 UA in Frankfurt/Oder), 'SPUREN' (1986, Aufführung 1992 in Donaueschingen), das 'KONZERT FÜR KLAVIER UND KAMMERORCHESTER' (1984, UA in Ufa, Baschkirien), Kammermusikwerke u.a.m. 1961 erhielt Müller den Carl-Maria-von-Weber-Preis der Stadt Dresden, 1988 den Händel-Preis der Stadt Halle und 1998 den Musik-Preis Sachsen-Anhalt. Konzertreisen und Gastvorträge hatten ihn vor 1989 u.a. in die Bundesrepublik Deutschland, in die UdSSR und in die CSSR geführt. Müller dirigiert namhafte Klangkörper wie die Gruppe Neue Musik 'Hanns Eisler', das Berliner Sinfonieorchester, das 'Forum Neue Musik' des MDR-Sinfonieorchesters und wirkte als Solo-Pianist bei verschiedenen bekannten Orchestern und Ensembles mit. Seit 1997 hält er am Institut für Musik der Otto-von Guericke-Universität Magdeburg im Lehrauftrag Vorträge zum Thema "Strukturen in der Musik des 20.Jahrhunderts". Müllers kompositorisches Ethos zeichnet sich durch gedanklichen Ernst und konsequente Arbeit am musikalischen Material aus. Wie viele Komponisten seiner Generation war er zunächst durch Béla Bartók beeinflußt. Als erste individuell geprägte Werke gelten sein'EPITAPH FÜR NERUDA'(1974) für Sprecher(in), Sopran, Bariton und Instrumental-ensemble(Text: Pablo Neruda) und sein STREICHQUARTETT Nr.2(1976/77). Weiteren Differenzierungen in Klang und Ausdruck begegnen wir im KONZERT FÜR KLAVIER UND KAMMERORCHESTER (1984) und in 'DIE POSAUNEN DER SIEBEN ENGEL' für Posaune solo (1987). Diese Komposition bildet die Grundlage für 'APERIO' (1998/99 Bes.: Posaune, vier Schlagzeuger, Harfe, Klavier, Synthesizer und großes Streichorchester). Müllers Affinität zur Literatur findet seinen Ausdruck in verschie-denen Vokalkompositionen, z.B. in den ALTJAPANISCHEN GESÄNGEN (1973; rev. Fass.: 1995/96 nach japanischen Haiku-Dichtungen) für Sopran, vier Holzbläser, Viola, Harfe und 5 Schlagzeuger. Desweiteren in VIER GESÄNGE NACH RIMBAUD (1981) für hohen Sopran und Klavier und in SHAKESPEARE-SONETTE (2004/05) für Sopran und Instrumentalensemble. Müller komponierte mehrere Werke fur großes Orchester. Sein erstes Orchesterstück FLARES (astronomischer Begriff für den Sonnenwind) entstand 1980 und markiert einen kompositionsästhetischen Umbruch in seinem Schaffen. Vier distinkte musikalische Strukturen bestimmen das Geschehen: eine Linearstruktur in Mikrowerten (Skalenbewegung), eine Vertikal- struktur (Klänge), eine Linearstruktur in Makrowerten und eine punktuelle Struktur. Hierbei kommt es durch Überlappungen genannter Strukturelemente in den einzelnen Instrumentengruppen des Orchesters zu vielfachen polyphonen Vernetzungen. Die Binnenstruktur zeigt ein Geflecht feiner kontrapunktischer Verästelungen und subtiler Mikroorganismen. Aus einem klar kalkulierten Klangmechanismus erwächst symbolisch zeichenhaft eine musikalische Strahlenwirkung. Im Jahr 1983 entstand PICTURE for orchestra. Die Inspiration zu dieser Komposition kam von einem Bild J.M.Turner's :'Ligth and Colour' (1843). Klangfarbenwandlungen spielen hier eine zentrale Rolle. Aneinandergereihte bzw. ineinander übergehende Klangfelder, kontrastierend strukturiert, bilden einen Verwandlungsprozeß in der Zeit. 'SPUREN' (1986) nennt Müller ein von völlig anderen Gesichtspunkten konzipiertes Orchesterwerk, mit dem für ihn der Durchbruch in wirklich neues Terrain gelingt. Ist 'FLARES' vom ersten bis zum letzten Ton durchorganisiert, so dringt 'SPUREN' impulsiv, teils in "expressionistische Landschaften" , teils in "unwegsame spätromantische Gefilde" vor. Wandernd wie durch einen Irrgarten, suchen jene vernehmlichen Klangspuren wie der Ariadnefaden nach einem Ausgang, In der Schlußphase tritt eine weitgespannte Klangflächigkeit effektvoll hervor. Nach längerer Pause wandte sich Müller wieder der Komposition eines Orchesterwerkes zu. 'KRISTALLE' heißt dieses, in den Jahren 2003/04 entstandene Orchesterstück. Hier geht es Kristallisation von Klangkomplexen, Metren, Bewegungselementen ,Geräuschen, Einzelton-Spektren etc. 'EPIPHANIE' für Karamerensemble (1994) präsentiert differenzierte Reihungsverfahren, ein Fortschreiten in scharf umgrenzten Abschnitten, eine Artikulation "sonoristischer" Spieltechniken durch traditionelles Instrumentarium sowie eine Erweiterung der Klangperspektive durch Integration elektronischer Klänge. 'ENTASIS II' (griech.Spannung) für Ensemble entstand im Jahr 2001. Die Komposition hat zwei Teile. Der erste, metrisch heterogen, schafft aus einer "intakten Landschaft" eine "zerklüftete" , in dem Bläser, Streicher und zwei Schlagzeuggruppen widersprüchlich aufeinander reagieren. Im zweiten Teil bilden sich statische, differenziert rhythmisierte Klangkomplexe in verschiedenen Instrumentengruppen. Eine Parallele zur Ausgangssituation der Komposition ist nicht zu überhören, wo das Klangmaterial ebenfalls aus einem engen statischen Intervallbereich heraus sich entwickelt.
* Biographie